Eee PC & Co.

Netbook: Ehemaliger Spezialist für mobiles Internet

Netbooks als inter­netfä­hige Mini-Computer haben eine Zeit lang die Lücke zwischen Handy und PC gefüllt, dann wurden sie von Smart­phones und Tablets abge­löst. Wir schauen zurück.
Von Steffen Herget / / Julian Ruecker

Netbooks waren eine gewisse Zeit für mobiles Internet beliebt Netbooks waren eine gewisse Zeit für mobiles Internet beliebt
Bild: Telekom
Als hand­liche Alter­native zum Note­book für unter­wegs waren Netbooks zwischen 2007 und 2011 populär gewesen, doch seither ist der kurze Netbook-Boom vorbei. Denn Netbooks als Geräte-Kate­gorie haben Konkur­renz aus zwei verschie­denen Rich­tungen erhalten: Einer­seits Smart­phones und Tablets sowie ande­rerseits Ultra­books. Doch auch wenn so gut wie keine Geräte mehr auf den Markt kommen, die der Kate­gorie "Netbook" entspre­chen, haben viele "Netbook-Features" ihren Eingang in die Welt der Laptops gefunden. Hier finden Sie einen Über­blick, welche Eigen­schaften Netbooks auszeich­neten, warum Netbooks so beliebt wurden und warum ihnen Tablets und Ultra­books längst den Rang abge­laufen haben. Netbooks waren eine gewisse Zeit für mobiles Internet beliebt Netbooks waren eine gewisse Zeit für mobiles Internet beliebt
Bild: Telekom

Netbooks: Kompakt, preis­günstig, nicht beson­ders leis­tungs­fähig

Netbooks waren gegen­über Laptops nicht nur durch attrak­tive Preise, sondern auch durch ein gerin­geres Gewicht, einen oftmals nied­rigeren Ener­gie­ver­brauch und eine Display-Größe zwischen 9 und 12,1 Zoll gekenn­zeichnet. Die Tastatur der Netbooks war kleiner, aber eine voll­wertige Hard­ware-Tastatur. Dafür war die Ausstat­tung abge­speckt, Netbooks waren somit kein voll­wertiger Note­book-Ersatz. Sie waren konzi­piert für WLAN, die mobile Inter­netnut­zung, für Office-Anwen­dungen unter­wegs sowie den Genuss von Musik und Video. Für rechen­inten­sive Spiele oder andere komple­xere Anwen­dungen waren sie nicht geeignet.

Note­books dagegen leis­teten einfach mehr, kamen mit aufwen­digeren Programmen klar und besaßen in der Regel größere und hoch­auflö­sendere Bild­schirme. So setzten viele Nutzer ihr Netbook als mobiles Zweit-Gerät zusätz­lich zu einem üppiger ausge­stat­teten Laptop oder Desktop-PC ein. Netbooks: Ehemalige mobile Begleiter Netbooks: Ehemalige mobile Begleiter
Bilder: Hersteller, Montage: teltarif.de

Warum waren Netbooks so günstig und beliebt?

Außer der voll­wer­tigen Tastatur sorgte inter­essan­ter­weise Chip-Hersteller Intel mit für den Erfolg der Netbooks. Die damals entwi­ckelten Intel-Celeron- und Intel-Atom-Prozes­soren waren zwar nicht beson­ders leis­tungs­fähig, arbei­teten dafür ener­gie­spa­rend und bescherten den Netbooks eine deut­lich längere Akku­lauf­zeit als so manchem Laptop.

Die Daten­spei­che­rung erfolgte bei Netbooks von Anfang an nicht mehr auf ratternden, lang­samen und Strom fres­senden magne­tischen Fest­platten, sondern auf SSDs. Da diese damals noch teuer waren, blieb der Spei­cher in den ersten Netbooks zwar klein, Netbooks haben damit aber signi­fikant zum Erfolg von Flash-Spei­cher in mobilen Compu­tern mit Tastatur beigetragen.

Schließ­lich wurden die ersten Asus-Eee-PCs mit dem Easy Mode des vorin­stal­lierten Linux-Deri­vates Xandros ausge­lie­fert. Damit fielen die Kosten für die teure Windows-Lizenz weg. Micro­soft musste sich also beeilen, eine güns­tigere und vor allem von den Leis­tungs-Voraus­set­zungen her abge­speckte Version von Windows XP zu entwi­ckeln, um den Netbook-Markt nicht komplett zu verschlafen. Spätes­tens mit der Windows 7 Starter Edition gab es dann aber kaum noch Netbooks mit Linux auf dem Markt.

Konkur­renz durch Smart­phones, Tablets und Ultra­books

Wer heut­zutage unter­wegs seine E-Mails abrufen, Musik hören oder ein Video schauen möchte und keinen großen und schweren Laptop mitschleppen will, kann diese Vorhaben auch per Smart­phone oder Tablet umsetzen. Über eine zusätz­liche Tastatur, die entweder per Blue­tooth oder als E-Mails Docking-Station ange­bunden wird, steht dem Viel­tipper auch eine eini­germaßen komfor­table Alter­native zur Bild­schirm-Tastatur auf dem Touch­screen zur Verfü­gung.

Ein Vorteil von Netbooks gegen­über Tablets war in der Anfangs­zeit noch: Sie brachten übli­cher­weise ein voll­wertiges Desktop-Betriebs­system mit, sodass die vom PC gewohnte Soft­ware genutzt werden konnte. Mit einem Tablet ist der Nutzer immer noch auf das App-Angebot seines jewei­ligen mobilen Betriebs­systems wie zum Beispiel iPadOS oder Android ange­wiesen. Eine Ausnahme hiervon bieten - bezogen auf das Betriebs­system - nur Tablets mit Windows. Doch auch das iPad und teurere Android-Tablets bringen heut­zutage Funk­tionen und Apps für profes­sio­nelles Arbeiten mit.

Zudem werden heutige Laptops den Netbooks immer ähnli­cher, was die kompakten Maße, das geringe Gewicht und den nied­rigen Ener­gie­ver­brauch angeht, ohne dabei an Rechen­leis­tung einzu­büßen. Für ultra­mobile Laptops oder auch Ultra­books gilt aller­dings: Ihr Preis ist deut­lich höher als der eines dama­ligen Netbooks. Der Käufer muss hier etwa das Doppelte bis das Drei­fache einkal­kulieren wie seiner­zeit für ein Netbook. Ange­sichts der starken Konkur­renz haben sich alle Hersteller aus der Netbook-Produk­tion zurück­gezogen.

Viele Privat­leute, Arbeit­nehmer, Selb­stän­dige und Frei­berufler möchten heut­zutage natür­lich weiterhin unter­wegs und im Home-Office arbeiten - wir geben hierfür in einem sepa­raten Ratgeber Tipps zum mobilen Arbeiten mit Laptop, Smart­phone und Tablet. Bild vom Asus Eee PC T91 Bild vom Asus Eee PC T91
Bild: Asus

2007: Start für den Netbook-Boom mit dem Eee PC

Asus ebnete zum Jahres­ende 2007 mit dem ersten Modell Eee PC 701 den Weg für den kurz­zeitig großen Erfolg der Netbooks. Der Begriff und die neue Produkt­gruppe rückten ins Bewusst­sein. Der Asus Eee PC 701 war ledig­lich mit den nötigsten Hard­ware-Kompo­nenten ausge­stattet und kostete knapp 300 Euro. Das hand­liche Teil im DIN-A5-Format kam mit einem 7-Zoll-Bild­schirm und einer Masse von einem Kilo­gramm daher.

Auf den Netbook-Urahn folgte die 900er- und die 1000er-Reihe mit verbes­serter Leis­tung und erwei­tertem Funk­tions­umfang. So spen­dierte Asus seinen neueren Modellen Funk­module für Blue­tooth und UMTS, das Display wuchs von 7 auf 10 Zoll - auch eine 12-Zoll-Klasse wurde aus der Taufe gehoben - und der Spei­cher­platz stieg von anfangs 4 GB auf 250 GB.

Mit Modellen wie dem Eee PC T101MT mit einem dreh­baren Touch­screen inklu­sive Multi­touch-Unter­stüt­zung, was ihm den Namen "Netver­tible" (Kombi­nation aus Netbook und Conver­tible) einbrachte, erhöhten sich die Einsatz­möglich­keiten weiter und die Grenze zum Tablet verschwamm.

Auch Dell hatte mit dem Inspiron Duo ein ähnli­ches Gerät im Programm, das durch seine inno­vative Bauform sehr flach geraten war. Das Beispiel des Dell Inspiron Duo macht deut­lich: Der große Erfolg des Eee PC rief erwar­tungs­gemäß Nach­ahmer auf den Plan. Mit der Zeit brachten HP, Acer, Lenovo, Medion, MSI und viele andere Hersteller eigene Netbooks auf den Markt. Eine Beson­der­heit war der Asus Eee Keyboard PC, der viele Anwender an den legen­dären Commo­dore 64 erin­nerte; das Konzept setzte sich aber nicht durch. Auch Nettops, also güns­tige Desktop-PCs ohne Bild­schirm in Box-Form mit Netbook-Kompo­nenten wie die Asus EeeBox oder der MSI Wind PC sind wieder vom Markt verschwunden.

Geräte wie das Apple iPad oder das mit Stift bedien­bare 5,3-Zoll-Smart­phone Samsung Galaxy Note, die 2010 und 2011 erschienen, läuteten schließ­lich das Ende der Netbooks ein.